Vom "Unterhaltungskanzler" zum Bundeswirtschaftsminister

Christian D. Thomas
Christian D. Thomas

Koblenz, 9.30 Uhr. Letzter Check der Ausrüstung. Kamera, Block und Bleistift, Mikro und Tankkarte sind eingepackt. Los geht's auf die Rennstrecke A61, Richtung rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Dort erwartet uns um 11 Uhr ein waschechter Kanzler: Deutschlands „Unterhaltungskanzler" Lars Reichow - stilecht im Arche-Nova-Raum des Deutschen Kabarettarchivs im Proviantamt. Zuvor gilt es aber, sich durch einen Papierberg zu graben: Historische Zeitungs- und Magazinartikel zur Situation des Kabaretts vor vierzig Jahren, zu Themen, Gruppen und Solisten und Ausschnitte der Kabarettgeschichte. Ich will dem Kanzler nicht mit Halbwissen entgegentreten, habe mir vor einigen Tagen noch mal das gesamte Oeuvre des Künstlers Lars Reichow zu Gemüte geführt. Vom „Klaviator" über das „Oenologische Quartett" bis hin zur heimlichen Hymne der rheinhessischen Metropole, dem „Mainz-Lied".

 

In Mainz angekommen, parken wir flugs vor dem Kabaretttheater Unterhaus - sehr passend. Wie immer ausgesprochen herzlich die Begrüßung durch Frau Meisenzahl am Empfang des Deutschen Kabarettarchivs. Dort treffen wir auf einen Kanzler, der sich vom Prototypen des deutschen Profipolitikers wohltuend abhebt: Unterhaltungskanzler Reichow ist entspannt, scherzt, wirkt nicht steif oder gar aalglatt. Auf Cohibas und Brioni-Anzüge verzichtet er, sein sportlicher Look suggeriert Nähe zum Menschen. Warum sich Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier um das Amt bewerben, kann er nicht verstehen: „Sie führen einen völlig aussichtslosen Wahlkampf, denn ich bin Kanzler, bleibe Kanzler. Lebenslang - wenn ich das denn will." Respekt, das ist Selbstvertrauen. Darf er auch haben, denn immerhin hat er sich selbst ernannt. Hmm. Auch eine Alternative zur demokratischen Wahl.

 

Gemeinsam mit Matthias Thiel, Mitarbeiter des Deutschen Kabarettarchivs, profunder Kenner der Materie und ihrer Historie, starten wir in ein fast anderthalbstündiges Interview. Los geht's mit Reichows Kabarettbegriff, arbeiten uns durch aktuelle Themen wie Opel und Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg und landen schließlich in einem kurzweiligen philosophischen Diskurs über das Politische Kabarett und seine Beziehung zur Tagespolitik. Während wir entspannt plaudern, schreibt Anna mit, notiert akribisch jedes Zitat. Damian filmt, fotografiert und twittert.

 

Wir kriegen gefühlte Tonnen von Material, super Statements in den Block und aufs Band und schöne Fotos. Eins davon - der Kanzler Reichow, ganz präsidial im historischen Biedermeiersessel sitzend - landet nur wenig später in der MRZ, denn die Mainzer Kollegen wollen einen kleinen Bericht auf ihrer Kulturseite, doch der dickste Brocken harrt noch seiner Erledigung: Ein anspruchsvoller Text für die Mantelkultur. Aber das kommt dann kommende Woche an die Reihe - zuvor geht es zurück nach Koblenz: Der Bundeswirtschaftsminister, Freiherr zu Guttenberg, tritt bei einer Wahlveranstaltung der CDU auf.

 

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Kommentare: 3
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