Kanzlerkandidat Steinmeier haut in Mainz ordentlich drauf auf seine politischen Kontrahenten

Kein Wort über Afghanistan - kämpferische, siegessichere Rede

Von Marco Plein

Er hat es nicht gesagt, nicht einmal. Vielleicht hatte Frank-Walter Steinmeier in Mainz ja einfach keine Lust mehr, das A-Wort in den Mund zu nehmen. Dabei ist doch die Debatte um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan derzeit Politthema Nummer eins in Deutschland. Und ist Steinmeier neben seinen Aufgaben als SPD-Frontmann, Wahlkämpfer, Herausforderer, Stimmungsmacher und Kanzlerkandidat nicht wenigstens noch ein kleines bisschen Außenminister? Anscheinend nicht.

 

„Ich bin in den letzten Wochen viel gereist“ erzählt er den Menschen in Mainz. „Ich war im Norden, Süden, Osten und Westen. Ich war überall in Deutschland.“ Vom Ausland ist bei ihm aber keine Rede, dabei hätten sich viele der Zuhörer ein klares Bekenntnis zur immer umstritteneren Lage in Afghanistan gewünscht. Nun, dann eben nicht.

 

Ruhige, sachliche Worte hätten aber auch nicht so recht in seinen Auftritt in Mainz gepasst. Mit hochgekrempelten Hemdsärmeln, abgelegtem Sakko und aufrechter Haltung präsentierte er sich auf dem Gutenbergplatz kämpferisch, stürmisch, hetzerisch, siegessicher und teilweise sogar ein wenig aggressiv. „Ich grüße Sie auf dem Guuutenbergplatz“, rief er zu Beginn laut – nicht, dass irgendjemand auf verwechselnde Gedanken mit Wirtschaftsminister zu Guttenberg käme. „Mit nur einem T, so soll das sein“, hatte Vorredner Kurt Beck zuvor schon verkündet.

 

Überhaupt waren die Namen der politischen Gegner mehr Teil von Steinmeiers Ansprache als zu erwarten war. Hier eine kleine Aufzählung seiner gezielten Giftpfeile in Richtung CDU und FDP.

 

1.   „Schwarz-gelb fängt an, Ministerposten zu verteilen. Solms soll Finanzminister werden. Westerwelle Außenminister. Oder vielleicht zu Guttenberg Außenminister. In der Bundesrepublik gibt es aber keine Mehrheit für solch eine Arroganz!“

2.   „Schwarz-gelb hält die Finanzkrise immer noch für einen kapitalistischen Betriebsunfall. Die machen bei jedem kleinen Hopser an der Börse Champagnerflaschen auf. Diese Haltung darf auf keinen Fall die Antwort auf die Wirtschaftskrise sein.“

3.   „Fallen Ihnen in den letzten zehn Monaten konstruktive Vorschläge der Union ein? (Wartet ein paar Sekunden, niemand sagt etwas.) Mehr fallen mir auch nicht ein. Die CDU ist saft- und kraftlos, und wer nicht gestalten will, der muss auch nicht regieren.“

4.   „Was die CDU aufführt, ist für mich ein Theaterstück. Ich nenne es: Polit-Mikado! Wer sich bewegt, hat verloren.“

 

So, das soll jetzt aber reichen. Mit seiner rund 45 Minuten langen Rede, in der er bei der ganzen Gegnerschelte überhaupt nicht dazu kam, über mögliche (eigene) Koalitionen zu reden, sorgte Steinmeier schließlich nur für zufriedene Genossen – nicht aber für Begeisterung. Jubel gab’s nur ganz selten mal, und wenn dann von den einheitlich in roten Shirts gekleideten JuSos. Da brachte es auch nicht viel, dass der Kanzlerkandidat seine Zuhörer zu Beginn des Auftritts mit den Worten „Bürgermut“ und „Bürgerstolz“ in Verbindung brachte.

 

Ein paar klare Einordnungen zur Lage in Afghanistan sowie konkrete Ansagen, was in einer sozialdemokratisch-geführten Regierung geschehen würde – etwas mehr davon und etwas weniger Lästerei über die  politischen Gegner. Das hatten sich die (nicht der SPD angehörenden) Gäste in Mainz gewünscht – darauf aber mussten sie verzichten.