Und obendrauf kommt ein Häubchen Bio-Sahne

Das Wörrstädter Unternehmen Juwi setzt nicht nur bei der Entwicklung von Anlagen für erneuerbare Energien Maßstäbe. Fast kommt einem die Erfolgsstory aus Rheinhessen zu perfekt vor.

von Moritz Meyer

Und das ist nur die halbe Höhe des Windrades. Unter dem gelben Schirm: Alex Dietz vom Wahlmobil
Und das ist nur die halbe Höhe des Windrades. Unter dem gelben Schirm: Alex Dietz vom Wahlmobil

Ein eigener Fußballplatz. Direkt hinter dem Firmengebäude. Dienstags und Donnerstags treffen sich hier die Angestellten von Juwi zum Kicken. Es sind diese Dinge, die einen unwillkürlich immer wieder an Google denken lassen, wenn man den Entwickler für Projekte zu erneuerbaren Energien in Wörrstadt besucht. Der Internetriese steht in dem Ruf, die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter zu einer Art Kinderspielplatz umzugestalten. Hauptsache wohlfühlen, damit die Visionen der Angestellten verwirklicht werden können. Und das rheinhessische Unternehmen mit 600 Mitarbeitern hat eine Vision: eine Energieversorgung zu 100 Prozent mit regenerativen Energien.

 

Eine Vision, für die die Politik lange nicht bereit schien. Die Lobby der so genannten Energieriesen, die auf Atomstrom und fossile Brenntstoffe setzt, ist mächtig in Deutschland. Außerdem geht es dort um nicht wenige Arbeitsplätze. Doch so langsam setzt ein Umdenken ein. Kein Parteiprogramm mehr, dass nicht wert darauf legt, Photovoltaik und Windanlagen als förderungswürdige Technologien der Zukunft zu preisen. "Sonne und Wind schicken uns eben keine Rechnung", sagt Juwi-Sprecher Ralf Heidenreich einen seiner Sprüche auf, mit denen er für die Unternehmensvision wirbt.

 

Wäre Juwi ein Teenager in einem amerikanischen Film, wäre es mit Sicherheit die hübsche Cheerleaderin, die am Ende die Ballkönigin wird und auf das beste College des Landes wechselt. Eine kleine Miss Perfect eben. Nicht nur, dass die Wirtschaftsdaten von Juwi absolut beeindruckend sind: eine Milliarde Euro wollen die Wörrstädter im Jahr 2011 umsetzen.

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Alles Bio bei Juwi: Sogar die Kaffeesahne.
Alles Bio bei Juwi: Sogar die Kaffeesahne.

 Auch sonst erscheint das Unternehmen in jeder Hinsicht absolut beispielhaft zu sein. Das Firmengebäude etwa produziert dank Photovoltaik-Anlagen auf jedem freien Quadratmeter mehr Energie als es verbraucht, laut Juwi ist es "das effizienteste Bürogebäude der Welt". 10.000 Fühlpunkte auf 8400 Quadratmeter Arbeitsflächen sorgen dafür, dass Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit immer optimal geregelt sind. Eine alte Glühbirne wird man hier vergebens suchen. Und zum Schluss wird ein Bio-Sahnehäubchen drauf gesetzt: So speisen die Mitarbeiter nämlich in der Kantine.

Hintergrund: Erneuerbare Energien in Rheinland-Pfalz

Auch in Wörrstadt hört man fast nur Gutes über den Windradbauer. Auf das Unternehmen angesprochen meint einer nur: "Die Mitarbeiter müssen natürlich ordentlich schaffen. Bei denen brennen auch oft noch abends um elf Lichter im Gebäude." Ein wirklicher Kratzer im Image sieht aber anders aus, erst Recht, wenn gerade eben eine eigene Kindertagesstätte für die Angestellten eröffnet wurde. Es scheint also keinen Haken zu geben bei dem Vorzeigeunternehmen. Außer einem gewisses Unbehagen über einen scheinbar makellosen, fast zu perfekten wirtschaftlichen Aufstieg zu einem weltweit führenden Unternehmen. Aber auch das kennt man ja von Google.

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Kommentare: 2
  • #1

    Marco Plein (Samstag, 05 September 2009 08:53)

    hey moritz, die ballkönigin scheint's dir ja mächtig angetan zu haben. aber du hast recht, so ein wohlfühlparadies als arbeitsplatz kann sicherlich einiges. schöner text, hab ihn gerne gelesen. grüße

  • #2

    Regina Theunissen (Sonntag, 06 September 2009 08:03)

    Bis man sich hier mal zu allem durchgeklickt hat ... Es lohnt sich aber!