Das Publikum bei der Rede von Wirtschaftsminister zu Guttenberg in Koblenz und das von Dienstag beim Auftritt von Außenminister Steinmeier hätte sich nicht stärker unterscheiden können. Bei Steinmeier sommerlich und leger gekleidete Menschen auf Bierbänken, bei zu Guttenberg Anzüge in allen Schattierungen - grau, schwarz, dunkelblau. Wer es lockerer mag, trug Stoffhose und Hemd. Nur einige wenige Turnschuh-Träger hatten sich ins Koblenzer VW-Zentrum verirrt, um der Rede des Wirtschaftsministers zu lauschen. Der hatte von Anfang an die Lacher auf seiner Seite. Zum Beispiel als er sich beim "Gastgeber mit bayrischen Wurzeln" über das nicht-vorhandene Bier beschwerte.

Der Bundeswirtschaftsminister zeigte sich nah am Bürger, redete über seine "wunderbaren Kindheitserinnerungen" in Koblenz. Er sprach über die "üblichen Phrasen, von denen der Wähler die Nase gestrichen voll hat", über den Medienrummel um seine Person und vor allem über die momentane Wirtschaftskrise, die das Land und die Welt erfasst hat. Er redete von den Summen, die die Regierung in die Rettung von Unternehmen und die beiden Konjunkturpakete investiert hat und erklärte den Leuten, dass man die 500 Euro-Scheine 13,5 Zentimeter hoch stapeln müsse, um den Betrag von einer Millionen Euro zu erreichen. Ein 500-Euro-Scheine-Turm im Wert von einer Milliarde würde demnach eine Höhe von 135 Metern erreichen.

Der Freiherr bewies Spontanität und Schlagfertigkeit, als Mitglieder der Piratenpartei von draußen zwei Fahnen ans Fenster hielten: "Als Wirtschaftsminister freut man sich über jede Fahne, weil ihre Fertigung ein Beitrag für die Textilindustrie ist." 

Doch wirkliche Inhalte lieferte der Bundeswirtschaftsminister nicht. Er blieb stets an der Oberfläche, nannte keine Lösungsansätze für die Wirtschaftskrise, von der er am heutigen Abend so viel gesprochen hat. Und selbst zum gerade geschlossenen Opel-Deal mit Magna äußerte er sich nur am Rande.

Trotzdem waren die Zuhörer im VW-Zentrum begeistert. Zu Guttenberg erntete Beifall, Gelächter und Jubel. "Einfach stark!", sagten die beiden Frauen neben mir. "Er ist sehr sympathisch und souverän", sagte eine andere. "Das war nicht die übliche Polemik des Wahlkampfs, sondern fundiertes Wissen", fand ein Mann. Ein anderer Besucher der Wahlkampfveranstaltung meinte: „Das hatte Hand und Fuß, was der gesagt hat." Wenn sie meinen ...

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Ob elegant im Anzug oder rockig im AC/DC-T-Shirt: Wirtschaftsminister zu Guttenberg ist laut Mode-Experten der bestangezogenste Politiker Deutschlands. Die Koblenzer Stilberaterin Marianne Wilbert hat sich den Freiherrn beim Wahlkampfauftritt in der Stadt genauer angesehen – und ist absolut begeistert. Glamour, Gel und gute Haltung sind ihrer Ansicht nach sein Geheimrezept.

Steingrauer Anzug mit braunen Schuhen kombiniert, „das ist ungewöhnlich für deutsche Politiker“, sagt sie anerkennend. Die meisten würden – wie langweilig – zu schwarzen Schuhen greifen. Der Schnitt des blütenweißen Hemds begeistert die Stilberaterin. „Wie weit er die Manschetten raushat, oberstark“, schwärmt sie. Geradezu „sensationell“ findet Wilbert die Wahl der Krawattenfarbe: himbeer!

Selbst Brille und Haar-Styling finden ihre Zustimmung: „Toll, dass er keine rechteckige Brillenform gewählt hat, wie alle.“ Die runde Brille ist – genau wie sein gegeltes Haar – zum Markenzeichen geworden.