Das große Liberalala

Markus Gerhold
Markus Gerhold

Gerade hat vorne am Rednerpult im großen Saal des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz Dr. Guido Westerwelle einmal mehr das Mantra seiner Partei, deren Spitzenthema im Wahlkampf - nicht nur in diesem - beschworen: Die Steuern müssen runter, Subventionen abgebaut und der Mittelstand entlastet werden, sagt der Parteivorsitzende der FDP. Und um mich herum beginnt das große Klatschen.

 

Es ist der Abend fünf Tage vor der Wahl. Die Liberalen haben sich festgelegt: Entweder schwarz-gelb oder gar nichts. Auch das beschwören sie in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Und so wirkt die Rede des Parteivorsitzenden: Es ist das große Austeilen gegen die SPD und deren Politik, die ja in den vergangenen vier Jahren auch die der CDU war. Aber genau das klammert Westerwelle aus. Nur einmal gönnt er sich eine spitze Bemerkung in Richtung der „ansonsten von mir sehr geschätzten Kanzlerin Angela Merkel" und kritisiert ihre Reise nach Grönland als medienwirksamen Ausflug - das war's. Ansonsten wird nur von der verfehlten Politik der Regierung gesprochen, die Buchstaben C, D und U fallen in diesem Zusammenhang nicht mehr. Nichts, so entsteht der Eindruck, soll den künftigen Koalitionspartner verschrecken. Schließlich droht ja auch die Fortsetzung der großen Koalition.

 

Hat sich die FDP durch die Koalitionsaussage zu sehr festgelegt? Das hätten wir Westerwelle gern gefragt. Aber jenseits des Rednerpults bleibt dem Wahlkämpfer keine Zeit für ein kurzes Gespräch. Der nächste Termin ruft, heißt es aus seinem Umfeld. Das nächste Publikum will mit Sätzen wie „Leistung muss sich lohnen" oder „Die Abwrackprämie ist ein Denkmal verfehlter Politik" beeindruckt werden...

 

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