Atomkraftgegner bringen Merkel in Fahrt - etwas

Jan Lindner
Jan Lindner

Für ihren Einmarsch in Mainz haben die Wahlkampf-Choreografen der CDU die rockige Variante gewählt: Es ist nicht „Angie", die schwermütige Ballade, die Mick Jagger aus den prallen Boxen trällert. Nein, Bundeskanzlerin Angela Merkel schreitet zu den kraftstrotzenden Klängen von „Start me up" - wieder Rolling Stones - aufs Podium. Ein Appell an jeden Einzelnen der rund 5000 Menschen im Publikum etwa? Falls ja, hat er Merkels Mainzer Fans nicht erreicht.

 

Eine halbe Stunde redet die Kanzlerin, sachlich, manchmal engagiert. Sie teilt ein paar Stiche in Richtung SPD aus, die nicht so recht weiß, was sie mit Gregor Gysi und Oskar Lafontaine anstellen soll. Merkel streift die Themen, die die Menschen bewegen - Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Rente, Bildung und Familie etwa. Allein: Die Menschen, die Zuschauer, bewegt sie nicht so recht. Die meisten Passagen goutieren sie mit anständigem Applaus. Mehr nicht.

 

Da will auch das aufmunternde, auffordernde Klatschen ihrer CDU-Parteifreunde nicht helfen. Brav haben sie sich links auf der Bühne positioniert, das Rednerpult ist rechts. In der ersten Reihe stehen Ute Granold (MdB für Mainz-Bingen) und Christian Baldauf (Oppositionsführer in Rheinland-Pfalz), aus Reihe zwei lächeln etwa Julia Klöckner (MdB für Bad Kreuznach) oder Johannes Gerster (ehemals CDU-Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz).

 

Es sind die 30 Atomkraftgegner, die endlich für etwas Stimmung sorgen. Immer wieder greifen sie vereinzelte Wörter auf, gerne auch aus Merkels Rede - etwa Neid, Arbeit oder Lüge - und skandieren sie im Chor. Sehr wohl hatte Merkel die etwa 30 Protestanten zuvor schon in der Menge erspäht, hatte sich bei Granold erkundigt, mit ihr abgesprochen. Es mag ein Treppenwitz sein, dass es gerade diese Gruppierung ist, die wiederum den größten Applaus der ansonsten so braven CDU-Anhänger auslöst. Zweimal nämlich kontert die Kanzlerin diese ihr weniger wohl gesinnten Zwischenrufe: „Ich würde mir wünschen, dass Sie Fähigkeiten zum Zuhören hätten und außer ,Hurra!' auch mal was anderes sagen würden." Die Merkel-Fans sind begeistert und zeigen es auch. Endlich mal.

 

Die Atomkraftgegner versuchen es nun zwar mit ein paar Dezibel in der Stimme mehr. Wirkliche Unruhe stiften sie nicht, Eier und Tomaten sausen nicht durch die Lüfte. Dabei hatten Merkels Bodyguards doch schon ihre orangefarbenen Regenschirme auf dem Podium positioniert.

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Kommentare: 1
  • #1

    Timmy Ek (Dienstag, 24 Januar 2017)


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