Das Spiel um den Wähler

Irgendwie ist doch auch Politik wie Fußball

Markus Eschenauer
Markus Eschenauer

Bestes Wahlstand-Wettkampf-Wetter in Idar-Oberstein und Bad Kreuznach. Alle Parteien haben sich gut vorbereitet, sind seit Wochen im Training und gewillt, ihr Bestes zu geben. Alle wollen die Gunst der Zuschauer auf der Wähler-Tribüne gewinnen.

 

Die vier Mannschaften laufen zunächst im Idar-Obersteiner Stadion "Fußgängerzone" auf. Die CDU in orangefarbenen Trikots. Die SPD trägt Rot, die Linke läuft in derselben Farbe auf, was zu Verwechslung mit den Spielern der Sozialdemokraten führen könnte. Aber andere Trikots haben sie nun mal nicht. Die Grüne spielen auch mit - klar: in Grün. Nur die Mannschaft der FDP fehlt heute. Wo kann sie sein? Verletzungsbedingte Aufgabe? Unwahrscheinlich. Das liberale Team ist doch derzeit eigentlich in guter Form. Unter den Augen Hunderter - noch nicht ganz interessierter - Zuschauer pfeift Schiedsrichterin Demokratie das Hinrunden-Spiel im Wahlstand-Wettbewerb trotzdem an.

Die SPD ist zunächst im Ballbesitz. Nach einer weiten Lippenstift-Flanke zappelt der Wähler im Netz. Jubel. Das Publikum ist sicher: So etwas hat man an einem Wahlstand in der Schmuckstadt noch nicht gesehen. Die Gegner sind überrascht, finden aber schnell zurück ins Spiel. Eine Waffel-Ecke der Sozialdemokraten kann die Abwehr der CDU abfangen, stürmt in T-Shirts mit dem Namen ihrer Spielführerin nach vorn und feuert orange leuchtende Luftballons in Richtung des sozialdemokratischen Gegners. Die schießen zurück - sogar in Herzform. Doch was ist das? Die Linken greifen ins Geschehen ein. Mit harten Afghanistan-Hartz-VI-Grätschen von links erobern sie sich immer mehr Spielanteile. Aber dieses Spiel ohne großen Krimskrams-Schnörkel ist nicht jedermanns Sache. Die Grünen spielen unterdessen zwar mit, haben aber noch nicht an die Leistung früherer Wettkämpfe anknüpfen können. Schlusspfiff in Idar-Oberstein. Die großen Akzente konnte keine der Mannschaften setzen - aber vielleicht klappt's ja im Rückspiel in Bad Kreuznach.

 

Tanja Krauth, die Spielführerin der Linken, stand im Hinspiel auf dem Platz und greift diesmal nicht ins Geschehen ein. Die übrigen Mannschaften scheinen mit der vorhergehenden Leistung nicht zufrieden gewesen zu sein und schicken ihre Kapitäne ins Match. Die zeigen allesamt eine souveräne Leistung. Nur die Grünen-Spielführerin fehlt. Dafür hat die Partei ihre Jugendmannschaft auf den Platz gestellt. Die Neueinkäufe bringen mit ungewöhnlichen Kombinationen Spannung ins Spiel. Das ist nicht nur schön anzuschauen, sondern setzt auch die anderen Teams unter Druck. Doch die Klöckner-Abwehr und das Körper-Mittelfeld können dagegenhalten. Vor allem die Kapitäne sorgen für Schwung im Spielaufbau: Klöckner etwa brilliert mit Lächel-Freistößen und Herumwirbel-Attacken. Zwischendurch überlässt sie jedoch ihren Helfern das Feld und sitzt auf der orangefarbenen Bank.

 

Die Zuschauer sehen bei bestem Wahlstand-Duell-Wetter ein ausgeglichenes Spiel - allerdings mit wenigen Glanzlichtern. Ob sie alle beim nächsten Mal wieder dabei sein werden, wird sich zeigen. Denn wirklich gelohnt hat es sich nicht. Aber wenigsten hat's auch keinen Eintritt gekostet.

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Kommentare: 3
  • #1

    Nannuk (Samstag, 19 September 2009 22:54)

    Hört sich am Ende nach Null Null an. Aber wie bei der RZ üblich ist der Autor seiner Zeit voraus: Die Hartz-VI-Grätschen der Linken sind doch nur eine Vision, oder?

  • #2

    m.eschi (Sonntag, 20 September 2009 20:45)

    Hartz-VI? Unsere Seite ist authentisch, weshalb ich es nicht ändere. Es sollte eigentlich Hartz-IV heißen. Aber wer weiß schon, wie die Linken ihre soziale Unterstützung nennen werden, wenn sie es tatsächlich schaffen sollten, Hartz-IV abzuschaffen?

  • #3

    Solist Bookmarks (Samstag, 15 September 2012 15:31)

    Marvelous work pals, I love reading your articles.