Ein klammes Gefühl geht mit

Sine Weisenberger
Sine Weisenberger

Das Wahlmobil zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt Diez: Ein wenig komisch war uns dabei schon zumute. Keiner von uns hatte bisher ein Gefängnis von innen gesehen. Was würde uns dort erwarten?

In Diez angekommen, müssen wir erst mal unsere Personalausweise abgeben. Das Mitnehmen von Handys ist grundsätzlich verboten. Für unsere Ausrüstung konnten wir immerhin eine Ausnahme-Genehmigung erwirken. Sie wird detailliert durchleuchtet.

 

In Begleitung werden wir schließlich durch fünf zum Teil Panzerschrank-dicke Türen geschleust, bis wir in der „Strafvollstreckungskammer“ Mikrofon, Block und Kamera auspacken dürfen. Die Kammer ist ein karger Raum mit zwei Tischen und einer Handvoll blau gemusterter Stühle. Vor dem Fenster schneiden fingerdicke Gitterstäbe und Stacheldraht den blauen Himmel in Puzzlestücke.

 

Wer in der JVA Diez eine Zelle bezieht, tut das schließlich nicht wegen einer Bagatelle. Die Haftstrafe der Insassen währt mindestens eine Legislaturperiode lang. Sie haben hier keinen Zugriff aufs Internet, private Telefonate sind auf zehn Minuten begrenzt und werden mitgehört. Angehörigen wird vier Stunden Besuchszeit pro Monat eingeräumt.

 

Anstaltsleiter Dr. Jörg Schäfer stellt uns schließlich Guido S. (44) vor. Er sitzt bereits seit einigen Jahren in Diez ein. Mit einem lässigen „ja, klar“ gestattet er uns, Teile des Gesprächs in Bild und Ton aufzunehmen.

 

Im Knast hat Guido S. angefangen zu studieren, auch in der Gefängniszeitung hat er eine Weile mitgearbeitet. So politisch interessiert wie er, sagt er, sind hier nicht viele Mithäftlinge. Dafür sei die Welt da draußen zu weit weg. Die Lethargie tut ihr Übriges. Wählen werden daher die wenigsten. Das ist die Quintessenz. Guido S. verabschiedet sich mit Handschlag, und wir treten wieder die Sicherheitstüren-Odyssee nach draußen an. Das klamme Gefühl geht mit.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0