Erschreckend inkonsequent

Denise Bergfeld
Denise Bergfeld

Die Nachfrage regelt den Markt. So funktioniert das mit den Eiern von Hühnern aus Käfighaltung, den Tomaten aus Spaniens Gewächshäusern oder auch mit Pelzmänteln, über die wir uns so fürchterlich aufregen können. Dabei wäre die Lösung so einfach: Was nicht gekauft wird, ist schnell für den Produzenten uninteressant und verschwindet vom Markt. So ähnlich ist das auch beim Strom. Jeder Verbraucher kann frei entscheiden, ob er seinen Strom aus Atommeilern oder von Windrädern beziehen will.

 

Gerade in der Umgebung von Mülheim-Kärlich möchte man meinen, dass sich die Menschen sehr wohl darüber Gedanken machen, was Atomenergie bedeutet. Über Risiken, Zukunft, Ziele und Kosten. Denn sie werden jeden Tag durch den noch weithin sichtbaren Kühlturm des Kraftwerks daran erinnert. Und ganz ehrlich: Wer möchte schon ein Kern- oder Kohlekraftwerk direkt vor der Haustür wissen? Doch die Realität sieht offenbar anders aus.

 

Wir haben zum einen gefragt, was die Anwohner bei dem Gedanken empfinden, dass irgendwann in Mülheim-Kärlich vielleicht einmal wieder ein Atomkraftwerk oder gar ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen könnte. Fast alle Anwohner formulierten, dass ihnen die Vorstellung Angst und Unbehagen bereitet. Dann die Frage, welchen Strom sie selbst beziehen. Dabei offenbarte sich folgendes: Die meisten der Befragten beziehen ihren Strom vom regionalen Grundversorger. Ein Mix, der unter anderem zu rund 16 Prozent aus Atomstrom besteht. Einige meinten sogar, dass sie nicht bereit seien, ein wenig mehr für Ökostrom zu zahlen. Hauptsache billig. Erschreckend inkonsequent.

 

Nur ein einziger unserer Gesprächspartner zeigte sich wirklich konsequent. Ein Atomkraftbefürworter und Anwohner aus dem nahegelegenen Urmitz. Ihn würde es nicht stören, wenn das AKW in der Nähe wieder ans Netz ginge. Einziger Nachteil wäre, dass die Grundstückspreise wieder sinken, sagte er. Woher der Strom kommt, ist ihm egal. Hauptsache günstig. Wenigstens ehrlich.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Björn B (Donnerstag, 17 September 2009 17:52)

    ICh werde die Diskussion über Mülheim Kärlich als Koblenzer nie verstehen - die meisten Deutschen sind anscheinend einfach nur zu naiv um nicht zu verstehen woher ihr Strom kommt - ist er zu teuer jammern sie - ist er aus Atomstrom deutscher sicherer KKWs jammern sie auch!
    Ich bin für ein KKW am selbigen Standort - neurer Bauart - ich bin von Atomkraft als Übergangslösung überzeugt!
    Nur weil sie das Kraftwerk an einem sichereren Standort gebaut haben wurde es stillgelegt - was ein Quatsch - Milliarden Euros in den Sand gesetzt...
    Deutschland war führend in der Forschung und hat die sichersten Kraftwerke - wieso dann nciht endlich den Ausstieg der absolut hirnrissig ist wieder rückgängog machen?

  • #2

    Kowelenzer (Freitag, 18 September 2009 15:39)

    Ebenso wie Björn B werde ich diese Diskussion auch nie verstehen.
    Atomstrom ist weder sicher noch sauber und gehört deswegen abgeschaltet. Die Erzeugung spaltbaren Urans kostet Unmengen von Energie, die Kosten (finanziell und für die Umwelt) der Endlagerung sind nicht bezifferbar und die Risiken für die Menschen sind trotz der sichersten Kraftwerke auf der Welt exorbitant hoch.

    Natürlich kann man die AKWs nicht von heute auf morgen abschalten, so naiv bin ich auch nicht, aber neue AKWs bauen zu wollen um das dann "Uebergangslösung" zu nennen, das ist absolut naiv. Mal ganz abgesehen von dem Fakt das der Standort Mülheim-Kärlich geologisch sowie Bevölkerungstechnisch eine absolute und ungeheure Fehlplanung ist!