Früh aufstehn - und stolz drauf

Markus Eschenauer
Markus Eschenauer

Wir Journalisten sind merkwürdige Geschöpfe: Stolz zeigen wir Familie und Freunden, wenn unsere Name oder nur das Kürzel unter einer Geschichte steht; stolz zeigen wir unseren Presseausweis vor oder klemmen das „Achtung-Presse-Schild“ hinter unsere Windschutzscheibe; stolz sind wir auch, wenn wir einen Menschen überzeugt haben, doch das von ihm geäußerte „passende“ Zitat veröffentlichen zu können.

 

Doch es gibt eine Sache, die der Volontär oder Redakteur noch lieber erzählt und das ist: „Ich musste sehr früh aufstehen!“. Dass das stimmt, merkt der Leser bei mancher großen Reportage. Die fangen nämlich oft folgendermaßen an: „Es ist 6.29 Uhr (eine Neun klingt immer besser als eine glatte Zeitangabe). Die Sonne geht langsam auf und streichelt mit ihren Strahlen den ICE-Bahnhof in Montabaur (Westerwaldkreis) wach. Es ist noch kalt – und wir sind müde. Mit Schlaf in den Augen, aber aufgeregt erreicht unser Wahlmobil-Team den Pendlerparkplatz. “

 

Nicht umsonst bezeichnen Dozenten diese Art der Schreibe bei Volontärsseminaren als „Parkplatz-Reportagen“.

 

Denn die eigentliche Aussage dieser Texte müsste lauten: „Schaut mal her, normalerweise stehen wir viel später auf, aber heute haben wir uns aus dem Bett gequält. Wir sind tolle Typen und machen uns deshalb trotz aller Wehwehchen an die Arbeit. Und weil wir so aufgeregt sind, teile ich das gleich mal allen mit“

 

Das Thema unseres ersten Wahlmobil-Tages war Mobilität und Pendler. Da mussten wir früh aufstehen. Hunderte Menschen pendeln jeden Tag mit dem Zug von Montabaur nach Köln, ins Rhein-Main-Zentrum oder noch weiter. Manche nervt’s, aber viele nutzen die Zeit auch sinnvoll, lesen Zeitung oder arbeiten bereits. Respekt. Denn das ist auf Dauer ungeheuer anstrengend. Die fürs Wahlmobil ganz einmalige Aktion „Mobilität“ hat den journalistischen Nachwuchs jedenfalls geschafft – und das schon am Montag.

 

Trotzdem haben wir uns am ersten Einsatztag als Pendler gefühlt. Rausfahren, rumfahren, hin- und herfahren und wir haben von unterwegs auf dem Parkplatz im Auto gearbeitet. Doch Pendler sind sicherlich koordinierter und haben viel mehr Erfahrung was entladene Laptop-Akkus oder nicht funktionierende UMTS-Verbindungen betrifft. Deshalb ist das Wahlmobil-Team noch dabei, seine Kinderkrankheiten zu heilen. Morgen bekommen wir die Probleme in den Griff – wahrscheinlich nicht ganz so früh und nicht auf einem Parkplatz.

 

 

 

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Kommentare: 5
  • #1

    RT (Montag, 31 August 2009 19:48)

    Mobilität und Pendler. Was hat das mit Politik zu tun, was hat das mit der Wahl zu tun? Diese Fragestellung muss noch etwas stärker in den Blickwinkel rücken. Aber das wird es morgen ja. Vielleicht gibt es dann etwas weniger Parkplatz und etwas mehr unterwegs.
    Aber, es macht Spaß, Ihre Arbeit zu begleiten und zu verfolgen und gedanklich mitzufahren. Ich begebe mich gerne mit Ihnen auf die Reise.

  • #2

    Goevanovic (Dienstag, 01 September 2009 07:58)

    Peter Linden wird diesen Blog-Beitrag bestimmt gerne in seinem nächsten Seminar verwenden! Gelungener Start des Wahlmobils, liebe Ex-Kollegen!

  • #3

    Marco (Dienstag, 01 September 2009 08:17)

    Moment mal, den Namen Peter L. hatten wir doch extra aus dem Text rausgenommen (weil ihn kaum jemand kennt). Diese Golfer wissen einfach zu viel...

  • #4

    katrinsteinert (Dienstag, 01 September 2009 17:35)

    Ich mag euer Wahlmobil. Ihr macht das toll. So ähnlich soll das bei mir als MoJane demnächst ablaufen - wenn das Auto da ist. Und die Probleme mit UMTS, Akku, Viedoschnitt- und -ladeproblemen, die lassen sich oft nur zu Hause lösen. Völlig unmobil ;-) Aber für irgendetwas braucht man ja noch ein Dach überm Kopf.

  • #5

    Nannuk (Dienstag, 01 September 2009 22:00)

    Mobilität und Pendler hat sehr viel mit Politik und Wahl zu tun. Nicht umsonst wurde das Kilometergeld für Pendler wieder gerade gerückt. Oder sollen wir unsre Häuser im Westerwald abreissen und direkt nach Köln ziehn? Danke Wahlmobil-Team: Thema richtig getroffen.